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Wein aus Sylt – nördlicher geht es nicht

February 25, 2010 Wein, Weinanbaugebiet No Comments

Nicht nur an den sonnigen Hängen von Rhein und Mosel wächst deutscher Wein. Aufgrund des Klimawandels hat sich die offizielle Weinbaugrenze in den letzten Jahren immer weiter nach Norden verlagert. Wurde sie in älteren Weinbau-Fachbüchern noch mit 50 Grad nördlicher Breite angegeben, so rückte sie schon bald auf 52 Grad vor. Seit 2009 sind es sogar 55 Grad – auf diesem Breitengrad liegt Sylt, Deutschlands nördlichstes Weinbaugebiet.

Bevor Sylt jedoch vom schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsministerium die Genehmigung zum Weinbau erhielt, musste ein Gutachten der Forschungsanstalt Geisenheim über dessen Aussichten und Risiken erstellt werden. Da dies zufriedenstellend ausfiel, dürfen sich nun drei Hobbywinzer und zwei Profis die 10.000 Quadratmeter große Fläche teilen, die dem Sylter Weinbau vorbehalten ist.

In bester Südwestlage am Rande von Keitum pflanzten im Mai letzten Jahres der Architekt Henning Lehmann und der Hobby-Landwirt Olaf Klein die ersten 2700 Reben. Zusammen mit der Sommelière Birgitta Quendler, die für die Weinqualität zuständig ist, rechnen sie damit, im Jahre 2012 die ersten Trauben ernten zu können. Ihre Mitstreiter und Mitbewerber sind die Winzer Stefan und Christian Ress, die ein Weingut im Rheingau betreiben. Dort pflanzen sie Riesling, aber für den ist es auf Sylt zu kalt. Hier wird stattdessen neben einigen Rivanerstöcken die Sorte Solaris angebaut, eine neu gezüchtete pilzresistente und robuste Rebe, die dem kühlen und regenreichen nördlichen Klima angepasst ist. Sogar in Skandinavien sind damit schon Erträge erzielt worden. Der Geschmack wird als würzig und fruchtig beschrieben. Der neue Sylter Weißwein wird voraussichtlich frühestens in zwei Jahren auf den Markt kommt.

Bei den Bewohnern der Insel kommt der neue Landwirtschaftszweig gut an. Die Winzer Ress boten 555 Reben zur Pacht an, die reißenden Absatz fanden. Wer bereit war, zwischen 269 und 499 Euro dafür zu zahlen, erhielt seinen persönlichen Weinstock mit graviertem Namensschild, eine Urkunde mit dem verbrieften Recht, den Weinberg jederzeit zu betreten, um das Gedeihen der Rebe zu beobachten und das Anrecht auf eine kostenlose Flasche Keitumer Landwein pro Jahr.

Weinanbau im Norden ist übrigens gar nicht so neu, wie es scheint, sondern hat eine jahrhundertealte Tradition. Auch im Mittelalter gab es schon einmal eine Wärmeperiode, in der Wein bis in nördliche Lagen kultiviert wurde. Ob das daraus gewonnene Getränk allerdings unseren Qualitätsansprüchen gerecht wurde, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Nun heißt es für die Sylter erst einmal, sich noch zwei Jahre lang in Geduld zu üben, bis sie den edlen Tropfen kosten und sich ein eigenes Urteil über Deutschlands nördlichsten Wein bilden können.

Die Fotos wurden uns freundlicher Weise von Herr Henning Lehmann zur Verfügung gesellt.


Nicht nur an den sonnigen Hängen von Rhein und Mosel wächst deutscher
Wein. Dank des Klimawandels hat sich die offizielle Weinbaugrenze in
den letzten Jahren immer weiter nach Norden verlagert. Wurde sie in
älteren Weinbau-Fachbüchern noch mit 50 Grad nördlicher Breite
angegeben, so rückte sie schon bald auf 52 Grad vor. Seit 2009 sind
es sogar 55 Grad – auf diesem Breitengrad liegt Sylt, Deutschlands
nördlichstes Weinbaugebiet.

Bevor Sylt jedoch vom schleswig-holsteinischen
Landwirtschaftsministerium die Genehmigung zum Weinbau erhielt,
musste ein Gutachten der Forschungsanstalt Geisenheim über dessen
Aussichten und Risiken erstellt werden. Da dies zufriedenstellend
ausfiel, dürfen sich nun drei Hobbywinzer und zwei Profis die 10.000
Quadratmeter große Fläche teilen, die dem Sylter Weinbau vorbehalten
ist.

In bester Südwestlage am Rande von Keitum pflanzten im Mai letzten
Jahres der Architekt Henning Lehmann und der Hobby-Landwirt Olaf
Klein die ersten 2700 Reben. Zusammen mit der Sommelière Birgitta
Quendler, die für die Weinqualität zuständig ist, rechnen sie damit,
im Jahre 2012 die ersten Trauben ernten zu können. Ihre Mitstreiter
und Konkurrenten sind die Winzer Stefan und Christian Ress, die ein
Weingut im Rheingau betreiben. Dort pflanzen sie Riesling, aber für
den ist es auf Sylt zu kalt. Hier wird stattdessen neben einigen
Rivanerstöcken die Sorte Solaris angebaut, eine neu gezüchtete
pilzresistente und robuste Rebe, die dem kühlen und regenreichen
nördlichen Klima angepasst ist. Sogar in Skandinavien sind damit
schon Erträge erzielt worden. Der Geschmack wird als würzig und
fruchtig beschrieben. Einen Namen hat der neue Sylter Weißwein, der
frühestens in zwei Jahren auf den Markt kommt, auch schon: „55° Nord
– Solaris/Rivaner“ – benannt nach dem Sylter Breitengrad.

Bei den Bewohnern der Insel kommt der neue Landwirtschaftszweig gut
an. Die Winzer Ress boten 555 Reben zur Pacht an, die reißenden
Absatz fanden. Wer bereit war, zwischen 269 und 499 Euro dafür zu
zahlen, erhielt seinen persönlichen Weinstock mit graviertem
Namensschild, eine Urkunde mit dem verbrieften Recht, den Weinberg
jederzeit zu betreten, um das Gedeihen der Rebe zu beobachten und das
Anrecht auf eine kostenlose Flasche Keitumer Landwein pro Jahr.

Weinanbau im Norden ist übrigens gar nicht so neu, wie es scheint,
sondern hat eine jahrhundertealte Tradition. Auch im Mittelalter gab
es schon einmal eine Wärmeperiode, in der Wein bis in nördliche Lagen
kultiviert wurde. Ob das daraus gewonnene Getränk allerdings unseren
Qualitätsansprüchen gerecht wurde, lässt sich heute nicht mehr
feststellen. Nun heißt es für die Sylter erst einmal, sich noch zwei
Jahre lang in Geduld zu üben, bis sie den edlen Tropfen kosten und
sich ein eigenes Urteil über Deutschlands nördlichsten Wein bilden
können.

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